Ein Gymnasium in der Schweiz praktiziert den Unterricht ohne Lehrer.
© DIE ZEIT, 04.05.2006
Autor: Martin Spiewak
Lässt die Schule unsere Kinder allein?, fragten besorgte Eltern. Jetzt machen wir uns selbst überflüssig!, schimpften einige Lehrer. Kollegen aus anderen Schulen warfen den Pädagogen der Kantonsschule Zürcher Oberland Verrat vor. Presse und Fernsehen schickten Reporter, um sich die »Schule ohne Lehrer«, wie einige Journale es formulierten, genauer anzuschauen.
Selbstlernsemester, abgekürzt SLS, heißt das Experiment, das die Schule in Wetzikon, einem Vorort von Zürich, landesweit bekannt gemacht hat. In Deutsch, Mathematik, Chemie, Biologie, Sport und zwei Sprachen müssen sich die fünften Gymnasialklassen (die elften nach deutscher Zählweise) das Wissen ein halbes Jahr lang weitgehend selbst beibringen. Zum Schuljahresbeginn werden sie mit dem Lernstoff für das ganze Halbjahr versorgt. Einmal die Woche dürfen sie pro Fach eine Stunde lang Fragen stellen und Nachhilfe einholen. Wer will, kann darüber hinaus per E-Mail oder in persönlichen Sprechstunden den Rat des Lehrers einholen.